Die Fülle im Ratssaal bei der ersten Bürgerbeteiligung zur Machbarkeitsstudie für eine mögliche Bewerbung zur Landesgartenschau 2029 in Verl machte eins besonders deutlich: Die Bürgerinnen und Bürger wollen mitreden und sich einbringen. Rund 200 Interessierte diskutierten am Dienstagabend über den bisherigen Projektstand und tauschten sich über Ideen aus.
„Für eine Landesgartenschau gibt es keine Blaupause“, sagt Bürgermeister Michael Esken. Jede ausrichtende Kommune könne eigene Schwerpunkte setzen. Dabei gehe es nicht nur um „blühende Landschaften“, sondern vor allem auch um eine nachhaltige Stadtentwicklung. Ob sich eine Bewerbung für die Stadt lohne, müsse die Politik am Jahresende entscheiden. In der Machbarkeitsstudie gehe es darum, genau dies herauszufinden.
Nach Gesprächen mit der Politik, Verler Gastronomen, Mobilitäts-Experten, Schülerinnen und Schülern, Naturschutzverbänden und weiteren Beteiligten hat das Projektteam vorab bereits fünf mögliche Standorte, sogenannte „Suchräume“, erarbeitet. „Dabei haben wir alle Ortsteile in den Blick genommen. Als vielversprechend haben sich zwei Suchräume im Norden und im Westen Verls erwiesen“, sagte Clas Scheele vom Planungsbüro RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, das gemeinsam mit dem Büro ift Freizeit- und Tourismusberatung das Projekt fachlich begleitet. Für eine LGS würde eine Fläche zwischen 20 und 40 Hektar benötigt.
Die erste Bürgerbeteiligung sollte vor allem zwei Dinge herausfiltern: Wo soll eine Gartenschau ansetzen? Und was soll sie bewirken? Dazu befassten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Arbeitsgruppen mit verschiedenen Themenbereichen und diskutierten lebhaft viele Ideen, aber auch Bedenken. Im Bereich „Grün, Naherholung & Freizeit“ wurden unter anderem eine stärkere Einbeziehung des Verler Friedhofs, ein Skaterpark oder auch Schrebergärten genannt. Während die einen sich vorstellen können, den Verler See mit einem Camper-Areal und Gastronomie aufzuwerten, wünschen sich andere mehr grüne Ruheräume.
Beim Thema Infrastruktur ging es vor allem um eine attraktivere Verbindung der Ortsteile. Der Vorschlag, das Radwegenetz mit einem „grünen Band“ zu optimieren, stieß auf viel Zuspruch. Dadurch könne die Natur noch erlebbarer gemacht werden, auch für Menschen mit Behinderung. Diskutiert wurde zudem über die Einbindung der Bahnstrecke und den Ausbau der Wanderwege. Auch ein „Park & Ride“-Bereich und eine Fußgängerzone wurden vorgeschlagen.
„Heute geht es darum, alle Ideen aufzunehmen“, betonte Bürgermeister Esken. „Über Kosten und Fördersummen werden wir natürlich auch noch sprechen“, versicherte er. Generell lasse sich sagen, dass eine LGS für die ausrichtende Stadt wie ein Katalysator wirke. „Vieles von dem, was ohnehin auf der Agenda steht, wie bei uns zum Beispiel die Restaurierung der alten Dorfmühle oder die Umgestaltung des Marktplatzes, könnten in ein LGS-Konzept einfließen und so gefördert werden.“
„Wir haben heute gesehen, dass eine Landesgartenschau nicht nur blühende Landschaften umfasst, sondern viel mehr sein kann“, stellte der Verwaltungschef am Ende der Veranstaltung mit Blick auf die zahlreichen gesammelten Ideen fest. „Auch wenn wir am Ende keine Bewerbung abgeben, haben wir mit der Machbarkeitsstudie auf jeden Fall einen wertvollen roten Faden für die Stadtentwicklung der nächsten Jahre“, machte Esken deutlich.
Im nächsten Schritt wird die Ideensammlung ausgewertet und die fünf Suchräume werden auf einen reduziert. Bei der zweiten Bürgerbeteiligung am 30. August wird dann geschaut, ob sich die Ideen dort umsetzen lassen. „Wenn danach noch Fragen offen sind, können wir uns auch noch eine dritte Bürgerbeteiligung vorstellen. Uns ist es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger mitentscheiden. Erst danach geht es in die politische Abstimmung über eine Bewerbung“, betonte der Bürgermeister.
Ideenbox
Wer weiterhin Ideen und Meinungen zu einer möglichen Bewerbung für eine LGS in Verl einbringen möchte, kann die Ideenbox auf dem Marktplatz (vor dem Postgebäude) oder die Digitale Ideenbox nutzen.